Noch deutlicher wird dieses Anliegen des Verschmelzens von Tradition und Modernität in der Arbeit „Memory–Inclusion“, bei der eine annähernd quadratische Raute das fast quadratische Blatt achsensymmetrisch aufteilt.
Dabei wird die Längsachse so stark betont, dass auf den ersten Blick der Eindruck entsteht, es handle sich um einen Rorschachtest, also um eine jener Klecksografien, die in der Psychodiagnostik eingesetzt werden zur Bestimmung der gesamten Persönlichkeit des Probanden.
Der Bambuswald wird hier zur Erinnerung seiner selbst, ist flüchtiger Moment einer natürlichen Bewegung im Wind, die in den hellen Ecken zur fast monochrom weißen, nur ansatzweise mit hellen Grautönen akzentuierten und nur leicht schraffierten Fläche werden.
So verschmelzen auch hier neuerlich Tradition und Moderne zu einer gänzlich eigenständigen Interpretation von Form, Fläche und Farbe, die nur noch Relikte der Naturvorlage vorhält, die assoziativ-meditativen Anstoß zur Auseinandersetzung
geben wollen.
Noch deutlicher wird dieser Ansatz vielleicht in „Memory“ (2007), bei dem das gesamte Blatt in drei mal drei Rechtecke unterteilt ist, die entfernt an die Farbfeldmalerei eines Barnett Newman erinnern, bei denen Natur und Artifizielles im harmonischen Nebeneinander stehen, ebenso wie dies mit Hell und Dunkel, großer und kleiner Farbfläche der Fall ist.
„Memory“ lässt sich hier natürlich trefflich als Erinnerung an frühere Zeiten, als den Schatten alter Traditionen interpretieren, die in Kunstwerken zeitgenössischer Künstler modern gewandet, neu interpretiert und ausgestaltet ein Eigenleben zu führen beginnen.
Dass sie gesellschaftliche Aspekte und Fragestellungen, wie das Finden von Ruhe und Kontemplation in einer immer hektischeren, globalisierten Welt thematisieren, liegt vor diesem Hintergrund fast auf der Hand.
Kim Hyun‐Kyung ist diesbezüglich sicher kein Einzelfall. Ihr konsequentes Arbeiten an der Schnittstelle von Tradition und Modernität, ihr Einbringen von asiatischen Themen in einen zeitgenössischen malerischen Kontext machen ihre Papierarbeiten zu spannenden Anschauungsobjekten – sowohl für Menschen aus fernöstlichem, als auch westlichem Kulturkreis.
△글=Chris Gerbing(Kunstkritiker)
△초대전=갤러리 아트 박 칼스루헤(Gallery artpark Karlsruhe, Germany, 2019)
◇Fußnote(각주)
6)=Se-gwon,Oh: Welt der Leere mit Tusche–Die Bambus-Gemälde von Kim Hyun-Kyungals Schwerpunkt, in:Ausst.kat. Kim Hyun-Kyung 2017-2002. o.O., o.J., unpag.
△7월11일 2022년, 이코노믹리뷰