Kim Hyun‐Kyung entlehnt ihre Themen, Motive und Malweise der Sagunja, die sich auf Chrysantheme, Bambus, Pflaumenblüte und Orchidee bezieht, denen wiederum traditionell Tugenden zugeordnet werden. Die vier Pflanzen repräsentieren die vier Jahreszeiten, gleichzeitig sind Bambus und Pflaumenblüte zusammen mit der Kiefer in der chinesischen Kultur als die, Drei Freunde des Winters‘ bekannt und werden für ihre Ausdauer unter harten klimatischen Bedingungen verehrt.
Dass sich eine koreanische Künstlerin auf diese Themen bezieht, macht zudem die
Interdependenz der asiatischen Kulturkreise deutlich, die historisch bedingt sind: Bis ins 19. Jahrhundert war Korea eng mit China verbunden, gleichzeitig konnte sich Korea bis heute seine kulturelle Eigenständigkeit als Brückenkopf zwischen China und Japan erhalten. Die Symbolik der Pflanzen – respektive des Bambus –, die Grundlage der Kunstwerke von Kim Hyun‐Kyung sind, hat die Künstlerin aber ganz offensichtlich modernisiert bzw.
als moderne Adaption der Reflexion ihres Selbst übernommen: Loyalität, Integrität und Aufrichtigkeit sind die wesentlichen Charakteristika, die auf dem Konfuzianismus basieren und die der Bambuspflanze symbolisch zugewiesen werden.(3)
Ihnen liegt die Geradlinigkeit der sich gen Himmel reckenden Bambusrohre zugrunde. Die ihnen innewohnende Linearität faszinierte Künstler bereits zu früheren Zeiten. Bei Kim Hyun‐Kyung wachsen geheimnisvolle Bambuswälder – gemalt mit koreanischer Tusche auf Papier, das oft sehr großformatig ist und gerne dem Aufwärtsstreben des Motivs das Querformat entgegenstellt –, in denen das Licht‐ und Schattenspiel mystische Qualitäten aufweist, bei denen der einzelne Bambusstamm zum Teil eines großen Ganzen wird, in dem er aufgeht, sich aufzulösen scheint.
Dabei entstehen kristalline Strukturen, der Bambuswedel kann fließend in regenartige Strukturen übergehen, den Aspekt der Lichtbrechung einfangen oder einen Tiefensog durch eine, wenngleich abstrakte, Lichtregie entwickeln.(4)
Wesentliches Element des Taoismus, den Laotse in Worte gefasst hat, ist das Streben nach einem„ absoluten leeren Zustand“(6), der es – hier: dem Betrachter – ermöglichen möge, sich in Kontemplation dem Kunstwerk hinzugeben, wobei Laotses Einbringen einer ästhetischen Ebene ein wichtiger Aspekt sowohl für die chinesische Ästhetik im Allgemeinen, wie auch für Kims Schaffen im Besonderen darstellt.
So finden sich fernöstlichen Traditionen auch in der Umsetzung des Motivs, in ihrer kontemplativen Herangehensweise – aus Meditationen entstehen Skizzen und erste Zeichnungen, die sie dann in großformatige Arbeiten überführt– und in der Wahl der Materialien, so dass Modernität und Tradition bei ihr Hand in Hand eine neue Welt erschließen.
△글=Chris Gerbing(Kunstkritiker)
△초대전=갤러리 아트 박 칼스루헤(‘Gallery artpark’ Karlsruhe, 2019)
◇각주(Fußnote)
(3)=Sang‐cheol, Kim: Bambus, in dem Trdition und Moderne ineinander bergehen: ein absolut leerer Raum, in: Ausst.kat. Kim Hyun‐Kyung 2017‐2002. o.O., o.J., unpag.
(4)=Arbeiten aus der Serie „The Bamboos–Shining“ (2013) sind im Ausst.kat. der Mano Gallery(2013) abgebildet(Kim, Hyun Kyung. Mano Gallery Seoul/Korea 2013).
△권동철=6월24일 2022, 이코노믹리뷰.